Montag, 2. Januar 2012

Resüme 2011 und Planung 2012

In der Weihnachszeit gab es viele Gelegenheiten, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und die Kritik an den mangelnden Kontrollen der Stadt Karlsruhe war überall der Grundtenor. Keiner konnte so recht verstehen, warum die Stadt das Problem nicht richtig angeht, sondern das Gehwegparken weiterhin irgendwie sehr stiefmütterlich behandelt.

Da einige Betroffene aus den Bergdörfern bzw. Durlach kamen, wurden prompt die Laufschuhe geschnürt und das Lauftraining einfach mal aus dem Wald auf die Gehwegen verlegt - bei den durch das Regenwetter durchweichten Waldböden sowieso angenehmer. Die Ergebnisse dieser Gehwegläufe wurden in einem Vormittag auch recht schnell im Internet dokumentiert und können nun unter https://sites.google.com/site/gehwegvomgehweg/status eingesehen werden.

Und die Ergebnisse zeigen recht eindrucksvoll, dass Gehwegparken primär nicht ein wohlüberlegtes Handeln bei Parknot ist, sondern eher eine Frage der Grundeinstellung. Es ist nämlich so, dass in extrem vielen, wahrlich ausreichend breiten Straßen, teilweise sogar mit Parkbuchten (!) trotzdem heftigst auf dem Gehweg geparkt wurde und die 1,20 Restbreite nur Wunschdenken waren. Sprich: selbst wenn man auf der anderen Seite in einer Parkbucht hätte stehen können, haben die Leute lieber auf ihrer Seite auf dem Gehweg geparkt. Generell hatte man überhaupt das Gefühl: das Parken auf Gehweg ist bei vielen Leute der Standard - ohne Nachdenken und in fast jeder Situation. Und genau diese falsche Grundeinstellung muss die Stadt Karlsruhe nun bei ihren Bürgern ändern.

Doch leider nicht nur bei ihren Bürgern, sondern auch bei sich selbst. Denn auch wenn die Stadt Karlsruhe behauptet, "Das Parken mit zwei Rädern auf dem Gehweg kann nur dort geduldet werden, wo dies zur Aufrecht­er­hal­tung des fließenden Verkehrs erfor­der­lich ist.", kontrolliert sie nicht nach diesem Toleranzkriterium. Wir haben schon immer vermutet, dass es wahrscheinlich einen politisch gewollte andere Meßlette für die Kontrollen gibt, aber erst nach der Dokumentation in den den letzten Tagen ist es 100% sicher: es wird in Karlsruhe maximal auf unterschrittende Restbreite kontrolliert und auch das nur mit angezogener Handbremse - wir vermuten mal, dass die Grenze so ca. 90 cm Restbreite sind.

Nun werden die eingefleischten Autofahrer sagen: ja wunderbar und so ist es auch Recht, denn mehr als 90 cm braucht man doch sowieso nicht zum Laufen. Und bevor es auf der Straße zu eng wird ("Sie wissen ja, wenn kein Rettungswagen mehr durchkommt, dann ist es gaaaaanz schlecht - da gibt es ganz schnell mal Tote!"), dann doch lieber auf dem Gehweg. Also Welt in Ordnung und Karlsruhe hat ein superpragmatisches Vorgehen gewählt, um die bestehende Gesetzeslage zu unterhöhlen.

Ist es aber nicht und genau das hat uns das letzte Jahr gelehrt. Denn die meisten Gehwegparker parken nicht bei Notwendigkeit mit Bedacht mit einer ausreichenden Restbreite, sondern immer und überall. Das wichtigste scheint hierbei die Sicherheit des Autos zu sein und bei einer Reihe mit vielen Autos, die noch 90 cm Meter freigelassen haben, kommt dann der meist sehr große SUV und bringt sich lieber mit 20-30 cm mehr auf dem Gehweg in Sicherheit, weil er ja sonst als Einziger auf der Straße aus der Reihe tanzte und damit sein Autospiegel in Gefahr wäre. Sprich: wer auf 90 cm kontrolliert, akzeptiert im Gegenzug bei mindestens 5-10% der Parker die 60 cm (siehe Gaußsche Glockenkurve). Und der Effekt lässt sich extrem gut in der Wirklichkeit beobachten.

Man muss den Autofahrern daher klarmachen, dass Gehwegparken ein besonderes Privileg für gewisse Notsituationen ist und nicht etwa akzeptierter Standard. Und so etwas geht am schnellsten und einfachsten, wenn man es nachhaltig kontrolliert. Und genau das haben wir in mehreren Straßenzügen in Grötzingen bewiesen, wo jahrelanges Gehwegparken innerhalb von 2-4 Monaten sich in Wohlgefallen aufgelöst hat. Was nicht heißt, dass die Leute nun keine Parkplätze mehr finden, sondern was nur heißt, dass die Leute jetzt bewußt und auf einer Seite enger parken und dadurch keiner mehr auf dem Gehweg steht. Sprich: sich die Grundeinstellung der Leute geändert hat. Erstaunlicherweise teilweise erst duch eine oder zwei kostenpflichtige Verwarnungen - aber dann umso nachhaltiger!

Und genau das ist die Aufgabe der Stadt Karlsruhe und genau an diese Aufgabe werden wir Mitte Januar Herrn Oberbürgermeister Heinz Fenrich persönlich in einem offenen Brief erinnern. Wir sind dann gespannt, wie es weitergeht, aber wir werden die Sache auf jeden Fall bis zur Lösung des Problems weiterverfolgen.